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Kübra Gümüsay: SPRACHE UND SEIN

Beitrag von Birgit Jakobs, Gründerin dot.communications

Als Kommunikations-Experten sind wir zwangsläufig auf vielen Veranstaltungen – und wir beschäftigen uns intensiv mit Sprache. Gleich zwei Gründe, warum wir heute das erste Buch von Kübra Gümüsay empfehlen. Die von der re:publica oder TEDx-Bühnen bekannte Aktivistin, Journalistin, Bloggerin, Feministin und gläubige Muslima Gümüsay, die sich intensiv mit Fragen gesellschaftlicher Vielfalt und einer anderen Art des Miteinandersprechens beschäftigt, steht selbst für vieles – und erlebt doch oft genug, auf die „Kopftuchträgerin“ reduziert zu werden. Dabei machen Stereotypen, so Gümüsay, unsere Welt und unsere Wahrnehmung klein und eng. Und das habe Auswirkungen auf uns als Gesellschaft.

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“ – Ludwig Wittgenstein wird gleich im Eingangskapitel zitiert: es geht Gümüsay um die Begrenztheit der eigenen Wahrnehmung und die Ausgrenzung anderer durch den täglichen Sprachgebrauch. Ziel müsse es letztlich sein, die „Wechselbeziehung zwischen Sprache und politischer Unmenschlichkeit“ zu durchschauen – und menschlicher zu sprechen.

Das ist ein hoher Anspruch. Aber es lohnt sich, angeregt durch die Lektüre darüber nachzudenken, ob – wie Tucholsky sagt – Sprache wirklich eine Waffe ist oder wie Sprache von Gümüsay als Werkzeug definiert und eingesetzt werden sollte. Deutlich wird dies durch ihre vielen persönlichen Erfahrungsberichte.

Fazit: Kübra Gümüsay analysiert sehr klug, wie Sprechweisen und Arten der Begegnung entweder Gräben in unserer Gesellschaft reißen – oder wie wir sie kitten könnten. Es lädt dazu ein, sich den eigenen Grenzen im Kopf zu stellen. Ein sehr persönliches Buch mit vielen Fragen an uns alle – das den Leser aber nicht ratlos zurücklässt.

Buchtipp: Kübra Gümüsay: Sprache und Sein, Hanser Verlag Berlin

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