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Der Newsroom: Wenn John Deere wüsste, was er angestoßen hat

Beitrag von: Karl König, Gast-Autor und Bewegtbildexperte

Wir schreiben das Jahr 1895. John Deere ist ein stolzer, hart arbeitender Schmied im kargen mittleren Westen der USA. Schnell merkt er: Die Farmer brauchen ein neues Gerät, um den sandigen Boden umzugraben. Seine Erfindung – ein Pflug, der sich selbst reinigt – ist ein Verkaufsschlager. Aus John Deere, dem erfinderischen Schmied, wird ein wohlhabender Gönner und Innovator. Und er gibt den Anstoß für das Agrar-Magazin „The Furrow“, die Furche. Deere ist damit der Geburtshelfer für das erste Branded Magazine, des Corporate Publishings, heute Content Marketing genannt. Start einer Entwicklung, die derzeit einen fulminanten Höhepunkt findet.

2018: Jedem, der will, stehen mannigfaltige Kommunikations-Kanäle zur Verfügung. Kluge Unternehmen wollen unbedingt. Auch, weil sie begriffen haben, dass sie wollen sollen. Doch die entscheidende Frage lautet: Wie organisiere ich, dass all der Content und die Content-Stückchen orchestriert werden und ich als Unternehmer nicht Gefahr laufe, sinnlos viel produzieren zu lassen?

Die Antwort klingt banal: Gründe einen Newsroom! Doch wie soll dieser aussehen? Gerne ein schönes Büro, hell und modern. Schreibtische und Devices möglichst so positioniert, dass Knowhow aus unterschiedlichen Abteilungen für die interne und externe Kommunikation geschickt miteinander verwoben wird. PR und Marketing, Produkt-Management und Sales, Kundendienst und Social Media. Dazu die weiteren wichtigen Kriterien für einen gelungenen Newsroom: Ausrichtung nach Themen und Kanälen, Meeting-Struktur, Redaktionsplan und eine gute technische Infrastruktur (nach Christoph Moss, „Der Newsroom in der Unternehmenskommunikation“).

Warum aber sollte ich mir als Unternehmer einen solchen Newsroom gönnen? Nun: Die digitalen Kanäle sind da – und sie gehen auch nicht mehr weg. Der Newsroom hilft, erst den Fokus und dann den Kunden zu finden. Dabei hat jedes Unternehmen viel zu bieten – egal ob Produkte, Services, Angebote. Und natürlich das Team, der beste Kommunikationspool eines Unternehmens.

Und jetzt gelten die Regeln des Kommunikations-Handwerks? Wo tummelt sich die Zielgruppe? Was möchten die potentiellen Kunden lesen, schauen, erfahren? Welche Kanäle nutzen sie? Wie interessiere ich sie? Wie begeistere ich? Aus den einzelnen Content Puzzle Pieces entsteht ein Gesamt-Bild, in dem – idealerweise – kein Teilchen fehlt.

Der Newsroom, sauber installiert und wirklich gewollt, macht eine Brand zum Publisher nützlicher Informationen. Er hilft, dort Silo-Denken zu überwinden, wo es dem Unternehmen nützt.

Wie es scheint, hat der Journalismus in Gestalt der grassierenden Newsroom-Lust in Unternehmen einen Bruder bekommen: „Corporate Journalismus“. Für den im Übrigen die gleichen Regeln gelten wie für den klassischen Journalismus. Eine Story muss informieren oder unterhalten. Am besten beides. Ob das neu ist? Kaum. Fragen Sie mal John Deere.

 

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